Jahrgangstreffen am 27.03.2010 – 50 Jahre danach ...
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1960-Lehrergalerie__________________Ilonas Rede
2010-03-27-Jahrgangstreffen__________Alex’ Rede
Liebe Mitschülerinnen, liebe Mitschüler,
am 18. März 1960, also vor 50 Jahren, wurden wir aus der Schule entlassen und freuten uns auf die vor uns liegende Zeit. Nie hätten wir zu der Zeit daran gedacht, dass wir uns mit unseren Mitschülerinnen und Mitschülern von damals wieder treffen würden. Von den von mir angeschriebenen ca. 100 Personen sind heute 57 anwesend! Ich muss sagen, dass das eine erfreuliche Bilanz ist. Danke für Eure Reaktionen, ich habe nette Anrufe während der Planungsphase bekommen und es machte sich eine richtige Vorfreude bemerkbar.
Als wir 1960 entlassen wurden, war die Welt doch noch ziemlich in Ordnung. Wir konnten auswählen zwischen Lehrberufen, sofortigem Verdienst (z.B. bei der Post) oder zum Wechsel auf weiterführende Schulen. Als ich anfing zu arbeiten, konnte ich zwischen etlichen Firmen entscheiden. Man hätte Zeit seines Lebens bei der gleichen Firma bleiben können. Es gab noch die Bank als Lebensstellung oder den bevorzugten Beamten. Ich glaube, unsere Jahrgänge mussten nicht so oft die Arbeit bzw. Firma wechseln wie unsere jetzige Jugend. Wir sind aufgewachsen in einer Zeit, in der es uns immer besser ging. Wir konnten uns einen Wohlstand erarbeiten. Haben unsere Kinder heute noch die Chance? Ich glaube nicht. Freuen wir uns, dass wir in der richtigen Zeit leben durften. Auch unser jetziges Leben: Wir sind einverstanden mit unserer Rente, freuen uns an den Annehmlichkeiten des Alltags, nehmen gern mal die Enkelkinder und freuen uns, dass am Ende des Tages, wenn diese ungnädig werden, wieder abgegeben werden können. Wir können zurück blicken auf ein zufriedenes Leben. Ich hoffe, es gibt in unsere Mitte nicht allzu große Ausnahmen!!
Heute möchten wir einen Blick zurück tun in unsere Schulzeit. Auch hier war es ganz anders. Ich denke, wir hatten Respekt vor den Lehrern und das tat allen gut. Meine Klassenlehrerin, Frau Krüger, hielt uns mit „5 Seiten“ bei dem geringsten Vergehen in Schach. In so mancher Freistunde saßen wir und schrieben schon im Voraus 5 Seiten. Man konnte ja nie wissen, wann wir sie gebrauchen konnten. Lange ging das gut. Aber eines Tages zeigte eine Klassenkameradin, kaum dass das „5 Seiten“ ertönt war, sofort ihre vorher geschriebenen 5 Seiten vor. Pech für uns alle. Denn danach pflegte Frau Krüger zu sagen: „5 Seiten aus dem Geschichtsbuch Seite soundso beginnend 2. Absatz von oben“. Damit waren unsere Vorarbeiten zunichte gemacht. Es gibt in jeder Klasse so nette Geschichten. Viel Spaß heute beim Auffrischen.
Wo gingen unsere Klassenfahrten hin? Nach Seesen, Bad Lauterberg, Kassel-Dörnberg, Polle; die Abschlussfahrt ging 10 Tage in Richtung Bodensee mit Stationen in Dinkelsbühl, Überlingen, Füssen und Neckargmünd. Es waren unvergessliche Busfahrten und jeder denkt gerne daran zurück.
Ich hoffe, ihr seid mit dem Verlauf des Tages bisher zufrieden. Bedanken möchte ich mich bei Renate Fiege, Jochen Grethe und Jochen Parchem für die Unterstützung. Ich denke, Euch hat die Vorbereitung auch Spaß gemacht. Ich wünsche Euch allen einen netten, unterhaltsamen Abend, lasst Euch das leckere Buffet schmecken und danke für Euer zahlreiches Erscheinen.
Ihr Lieben,
Ilona; zunächst herzlichen Dank, liebe Ilona, ohne dich wären wir heute kaum hier!!
Wenn im Schnitt pro Klasse 25 Adressen ermittelt wurden, dann hast du an 100 Adressaten 2X einen Brief geschrieben, das macht alleine 200 X 55 Cent = 110 EURO Porto,
hinzu Kosten für Briefumschläge, Druckerpapier sowie – unbezahlbar – deine Arbeitsstunden!! Und die Zeit, in der du der Firma Deines Mannes nicht zur Verfügung gestanden hast.
Deshalb haben wir für dich ein kleines Präsent vorbereitet, das die nun derjenige unserer Mitschüler überreichen wird, dessen Namen du anlässlich unserer Goldenen Konfirmation am häufigsten erwähnt hattest ... das macht jetzt Walter Michaelis
VIELEN DANK, ILONA!!!
50; Tja, 50 Jahre, ist doch eine sehr lange Zeit -
Um so schöner unser Wiedersehen –
Taxi;
Wisst ihr noch, wie wir – 10a - heute fast auf den Tag genau vor 50 Jahren am letzten Tag mit Taxis zur Schule kamen? Die Idee kam von Paule Ristau – bitte steh doch mal kurz auf - , unser letzter Schultag, die Taxifahrer machten voll mit, fuhren schön bedächtig in geschlossener Formation vor (absichtlich mit kleiner Verspätung).
Sämtliche Schüler und Lehrer standen in den Fenstern zum Schulhof und staunten
„Wer kommt denn da? – der Bundeskanzler? Der Ministerpräsident? Der Bundestrainer? NEIN – die feschen Jungens der 10a stiegen aus, zum Teil verkleidet mit Krawatte und Strohhut ....
Leid;
und wisst ihr auch noch, wer der 1. Taxifahrer überhaupt war? Das war ein gewisser Herr Leid, denn schon im alten Testament steht
„Und Leid wird dir widerfahren ..“
Fiffi;
Jaja, unsere Deutschlehrer waren nicht alle superklasse, besonders der eine nicht, der mir in meinem 1. Jahr 7a eine 5 in Dt mündlich verpasste. Zufällig traf ich ihn wieder anlässlich der 30-Jahrfeier der GHMS, damals, 1980 in der Stadthalle.
Da fiel mir erst auf, wie klein der tatsächlich war! Endlich musste er zu mir aufschauen „wie war doch gleich ihr Name?“ und ich „wattdenn wattdenn, Herr Fehsenfeld, sie kennen mir nicht mehr? Bei Sie habich doch deutsch jelernt…“
Aber, er war auch ein großer Verehrer des F.v. Schiller. Letztes Jahr wurde seines 250. gedacht, wir hatten also unter seinem 200. zu leiden. Aber sein „Ring des Polykrates“ blieb nur deshalb im Hinterkopf haften, weil Hagen Aurin - wo isser?? – bitte kurz aufstehen ..
die 1. Strophe umgedichtet hatte ..
Hagen hatte also umgedichtet in:
Er stand auf seines Daches Zinnen,
er schaute mit erzürnten Sinnen
auf 10 belegte Brötchen hin.
Dies alles ist mir viel zu wenig,
begann er zu Ägyptens König,
gestehe, das ich Vielfrass bin
…
Tatsächlich hatte Schiller gedichtet:
Er stand auf seines Daches Zinnen,
er schaute mit vergnügten Sinnen
auf das beherrschte Samos hin.
Dies alles ist mir untertänig,
begann er zu Ägyptens König,
gestehe, das ich glücklich bin.
Dich kann mein Mund nicht glücklich sprechen,
solang des Feindes Auge wacht,
denn einer lebt noch, die zu rächen,
die du dereinsten umgebracht.
Da stellt sich von Milet gesendet
ein Bot dem Tyrannen dar
„Sieg, Hoheit, Sieg,
all eure Feinde sind vernichtet“
usw usw
Ihr wisst ja alle noch, wie es ausging.
Dem Polykrates gelang alles, doch sein ägyptischer Freund hatte immer größere Bedenken, weil er den Neid der Götter fürchtete. Schließlich ließ sich Polykrates davon anstecken, zog seinen kostbarsten Diamantring vom Finger und warf ihn in hohem Bogen über die Zinnen direkt ins Meer, als Opfer für die Götter. Doch schon am nächsten Tag brachte ein Fischer einen riesigen Fisch mit, den er dem Herrscher schenkte,
und beim Zerteilen des Fisches fand der Koch in dessen Magen den Ring wieder. Und nun der echte Schiller:
„Da wendet sich der Gast mit Grausen
ich mag dein Freund nicht länger sein
denn die Rache der Götter wird furchtbar sein ..“
(und er schiffte sich nach Kairo ein …)
((Anmerkung des Verfassers: Es handelt sich um eine stark gekürzte Fassung, Original siehe hier: RING))
Papster;
Ein anderer Deutschlehrer blieb unvergessen, ihn kennzeichneten 3 Merkmale:
1. er liebte seine Schülerinnen und Schüler und war hoch angesehen,
2. er trug ständig seine grüne Joppe – jaja die Lehrergehälter waren auch damals nicht so strukturiert, als daß man sich alle 4 Wochen neu einkleiden konnte ...
3. er war um die 60, stammte aus Tilsit und konnte seinen Dialekt nicht mehr ablegen und demzufolge kein G, keine Umlaute und kein ei und kein eu aussprechen.
Wir hatten ihn in der 10a nur 1x in einer einzigen Deutschstunde als Vertretung, und da machte er sich „unsterblich“
Herbst; „Jungens,“ sagte er, „so eein Jediicht das miißt ihr voortraagchen, …. das darrf man nicht so rrunter leeeijern, ich maach eeich das ma vorr: Derr Herrbst, von Theodorr Storrm: Derr Neebel steeijt es fellt das Laub, schenk eeijn den weeijn den holden, wir woolen uns den jrauen tach verrjolden, ja verrjolden ...“
(Originaltext hier: HERBST)
Meine jüngere Schwester hatte bei ihm Jeojraafii „... un wenn wir nu die Saharra in Rrichtung Siiiden hinterr uns laassen und denn die savaane durchquerren, was sehen wirr da vorr uuns? Rrichtich: den jrienen palmenjirrtel ..“
5a – 10a;
Von der 5a bis zur 10a waren wir eine reine Jungenklasse, zuletzt mit einer Atmosphäre wie in einem Bullenkloster, aber ...
bis zur 9a die Zahl der Franz.teilnehmer so abgenommen hatte, dass die Schulleitung beschloss, alle Franz.teilnehmer in einer einzigen Klasse zusammen zu fassen.. Also kamen die netten, jungen Damen aus den anderen 9. zu uns in den Raum der 9a um mit uns gemeinsam französisch …. zu studieren.
UND, mal ehrlich Jungs, da waren aber auch hübsche Mädels dabei!!
Besonders die eine …. ACH ICH HAB .. (ihr so gern auf die Schulter geschaut ..)
Und schon ging Küttners strenger Blick dazwischen,
ausgerechnet Küttner, der doch selber gerne der schönsten Lehrerin an der Schule schmachtende Blicke zuwarf, ja die beiden schafften es sogar, mit ihren Klassen gemeinsam die Klassenfahrt in die gleiche DJH auszurichten – da wurde getuschelt!! Und auch gekuschelt??
EGAL – Heute haben wir Altersmilde und andere Gebrechen, wer wird da schon richten wollen …
Sport K;
Zurück zu Kütti
Kütti gab auch Sport und führte uns an Leistungsgrenzen heran. Seine Lieblingsdisziplin war der 1.000 Meterlauf. Mir machte das damals schon Spaß, und ich jogge noch heute gerne.
Sport W;
Ein ganz anderer Sportlehrertyp war Wilhelm Schulze, der OberHauptsportlehrer der GHMS. Er stolzierte gern über den Platz wie ein General und gab seine Anweisungen. Sein wichtigster Tag des Jahres war der Tag der Bundesjugendspiele. Da glänzte er als Organisator, teilte seine Lehrerkollegen zur Arbeit ein (Starter, Stopper, usw und das große Heer der Lehrer/Innen saß im Lehrerzimmer, um die Laufzettelergebnisse in Punkte umzurechnen sowie bei Bedarf eine Sieger- oder Ehrenurkunde anzufertigen)
Schulzes wichtigste Stunde kam alsdann gegen Ende des Tages, wenn er die Gewinner einer Ehrenurkunde über Mikro zu verlesen und die Urkunde per Handschlag zu überreichen gedachte/die Ehre hatte (am Liebsten in aufst. Reihenfolge, sodass der Beste als Letzer an die Reihe kam)
Da hatte unser Hanno (Paule Matschbacke) die Superidee, ihm einen Phantomsportler unter zu jubeln (Hanno, bitte kurz aufstehen). Ein Laufzettel mit den Leistungen war nebenher schnell ausgefüllt, das Phantom lief die 100m in 11,2, sprang 6,80 weit usw. Dieser Laufzettel wurde unter die „gültigen“ Laufzettel gemischt. Das fiel im Lehrerzimmer Niemandem auf beim Errechnen der Punktzahl und Erstellen der Urkunde. Selbst Wilhelm S. war ahnungslos und verkündete mit Schmackes:
UND nun der Beste dieses Jahres, mit neuem Schulrekord und 96 Punkten,
WILHELM BRETTHAUER
?? Wo isser denn??
Da schrie Hanno „Der is schon zum Bahnhof, aber ich kann die Urkunde entgegen nehmen und sie ihm morgen überreichen!“ „Ja, so machen wir das, und sagen sie ihm herzl. Glückwunsch von MIR, vom Bundespräsidenten und vom Kultusminister ....“
Die Story ging noch weiter, der Rest steht auf unserer website!! www.ghms-goettingen-10a-1960.de
So, einen Chemielehrer muss ich noch erwähnen
Herr Beesk oder so ähnlich,
in seinem geliebten Chemiesaal. Ein sehr experimentierfreudiger Mann!! Wenn er Bunsenbrenner und Reagenzglas zur Hand nahm, sagte er schon mal „Die Jungens aus der 1. Reihe stehen bitte auf und gehen nach hinten, denn die zu erwartende Explosion könnte größere Ausmaße annehmen ..“
Einer unserer besten Chemieschüler durfte ihm dabei assistieren. Nicht DER Beste, Walter wollte seine Habilitation nicht gefährden.
Ich weiß nicht mehr wer das war. Jedenfalls war er sehr geschickt und ließ eines Tages das Glas mit Magnesium in seiner Jackentasche verschwinden.
Das Experiment wurde also unten im Klassenzimmer fortgesetzt.
Es gab eine sensationelle Stichflamme
und ein weißer Ascheregen rieselte auf die Umstehenden herab. Aber, ach du Schreck! Die Tischplatte war durchgeschmort, der Tisch „hinüber“.
Watnu? In Rauschelbachs Keller –
übrigens - dem wirtschaftswunderwohlstandsgenährten
Kakaobullen Raschelbauch haben wir auf der website ein eigenes Kapitel gewidmet – Autor dieser Story ist Volkar – bitte mal kurz aufstehen
gab es einen Möbelraum, aus dem wir ganz einfach Ersatz beschafften.
Bei einem späteren Versuch im Chemiesaal ließ unser Assistent ein Glas Salzsäure mitgehen. Das wiederum im Klassenzimmer fortgeführte Experiment erzeugte keine spektakuläre Stichflamme und keinen weißen Ascheregen, aber die Tischplatte war durchgeätzt.
Watnu?
Ab in den Keller – aber ach – verdammt- Raschelbauch hatte den Möbelkeller jetzt schlauerweise verschlossen.
Also musste blitzschnell eine neue Idee her.
Der Tisch wurde zunächst aus dem Fenster expediert,
rin in den Schulgarten, Platte nach unten, Beine nach oben, das fiel gar nicht auf!.
Abends, in der Dämmerung kamen 2 Schüler mit dem Rad zur Schule zurück, (1 aus Weende, 1 aus Grone), schleppten den Tisch in den Levinschen Park, legten einige große Steine drauf und versenkten das Tableau im Levinschen Teich.
Dort liegt der Tisch noch heute und ermöglicht auch den kleinen Fischen, mal die Schulbank zu drücken.
So könnte ich noch 1.000 Anekdoten erzählen, wenn mir nur noch welche einfielen, wer mag, kann sie aber nachlesen auf unserer website.
Tatsächlich denken wir heute gerne an unsere schöne Schulzeit zurück, die Herzen voller Dankbarkeit unseren geliebten Lehrerinnen und Lehrern gegenüber, denen wir insgesamt doch Vieles zu verdanken haben!!
Und. dem Nachfolgeinstitut wünschen wir weiterhin gutes Gelingen und viel Freude bei der pädagogischen Arbeit ...
und uns selbst noch einen schönen Abend!!