Und jetzt kommt die Geschichte von dem Mathelehrer, der mit meiner Hilfe beinahe den "nassen Tod" gestorben wäre. Es muss vor meiner "Ehrenrunde" passiert sein: Unsere gesamte Schule hatte "hitzefrei" bekommen. Viele Schüler und auch Lehrer machten sich dann auf den Weg zum Groner Freibad. Ich hatte in kluger Voraussicht schon Badezeug und Badelaken dabei. Auch unser lieber Kunstlehrer Jn (seinen Dr. hat er erst später gemacht!) war dabei. Ich weiß das deshalb noch so genau, weil er sich ungeniert auf mein Badelaken drängelte und mir die Ohren mit Kriegserlebnissen aus Russland vollmüllte. Er war damals bei der Nebeltruppe und hat fleißig die russische Steppe eingenebelt. Heute habe ich natürlich sehr viel mehr Verständnis für diese Leute und ihre Bedürfnisse. Durch ein Gespräch erleichtert man sich ja enorm. Das Freibad hatte sich inzwischen sehr gefüllt. Auf der Wasserfläche sah man Kopf an Kopf. Meine gelangweilten Augen erblickten zufällig unseren Mathelehrer in der Mitte der Wasserfläche. Plötzlich war ich hellwach. Ich sah es sofort, diese Person ist ein sehr ungeschickter Schwimmer (Fünf! Setzen). Ich wollte es gar nicht! Ich musste mich erheben und ins Wasser gehen. Als ziemlich guter Schwimmer war ich schnell in der Nähe unseres Mathelehrers. Ich hörte sein Wellenwegpusten und sah seine ungeschickten Schwimmbewegungen. Ganz von Sinnen tauchte ich und zog den alten Herrn an seinem Knöchel in die dunkle Tiefe. Unter Wasser hörte ich sein Prusten und Würgen und spürte seine heftigen Bewegungen. Nach einiger Zeit ließ ich seinen Knöchel los und schwamm unter Wasser seitlich weg. Harmlos tauchte ich in der Menschenmenge wieder auf. Wo war unser Mathelehrer geblieben? Er tauchte auf und ging dann wieder unter! Mein Gott, was hatte ich nur getan? Das wollte ich doch nicht. Prustend tauchte er dann wieder auf. Schnell schwamm ich zu ihm hin und rief noch andere Schüler herbei. Ein ganzer Pulk brachte ihn dann an den Rand des Beckens. Endlich an Land übergab sich der alte Herr. Ein enormer Wasserschwall kam aus seinem Mund. Aber ziemlich schnell hatte sich das Opfer erholt und rief: "Wer war das? Niemand verlässt den Platz!! Wer hat mich in die Tiefe gezogen?!" Die peinlichen Verhöre der anwesenden Schüler erbrachten natürlich keine Ergebnisse. Als ich mich dann mit weichen Knien auf mein Badelaken setzte, da sah mich der Lehrer Jn an und sagte: " Wer das auch getan hat, das war kein besonderer Spaß und auch nicht witzig!" Mir wurde ganz schwindelig. Was hatte der Lehrer Jn gesehen? Seit dieser Zeit war ich bei ihm immer besonders fleißig, bemüht und aufmerksam. Das ergab dann regelmäßig sehr gute Noten im Zeugnis. Mit großem Unverständnis beobachtete ich seit dieser Zeit die Quälereien und die Aufmüpfigkeit der Klassenkameraden gegen den lieben Kunstlehrer Dr. Jn. Bei der Rückgabe der nächsten Mathearbeit sagte das Opfer doch frech zu mir: "C`est très facheux! Cinq! Assiz!" Für die Rettung im Freibad hat sich mein Mathelehrer (wie war doch bloß sein Name??) nie bei mir bedankt. Aber Undank ist der Welten Lohn, oder so ähnlich! Diese Geschichte zeigt doch deutlich, dass unter der dünnen Schicht der Zivilisation die nackte Gewalt stecken kann. Ich bin später mit gewaltbereiten Jugendlichen sehr gut ausgekommen. - Man erkennt sich! -
Es muss in den Anfangsjahren gewesen sein. Mein Klassenlehrer hieß damals Thö (keine Ahnung mehr, wie er seinen Namen geschrieben hat!), als Englischlehrer hatten wir den lieben Herrn Wei.., in einigen Fächern hatten wir den liebenswürdigen Papend.... Es war eine harmonische Zeit in einer sehr ruhigen Klasse. Ich streifte damals in meiner Freizeit durch Feld und Flur und sammelte Gewölle. Auch eine befriedigende Aufgabe. Und dann las ich sehr viel, meist geschichtliche Themen. Der spartanische Staat in Griechenland gefiel mir besonders. Was scherten mich die Heloten und Periöken? Der spartanische Staat mit seiner straffen Staatsorganisation, die anspruchslose Lebensführung der Bevölkerung und dann die harte Erziehung der Jugend, das war es doch!! Leonidas mit seinen 300 Spartanern an den Thermopylen, das war für mich das höchste Beispiel von Tapferkeit. Dicht dahinter kamen natürlich die paar Stalingradkämpfer, die meinen Vater besuchten und sich ihre Geschichten von der Seele redeten.
Kommentar: Thö.. hatte einen satten rechten Schwinger, das stimmt, vorab zog er gerne noch an den kurzen Schläfenhaaren nach oben, sodass man den Halt verlor um dann blitzschnell loslassend dem noch taumelnden Schüler sein Ding zu verpassen. Das saß!! Als ich ihn anl. Des 30jhrg. Bestehens ( 1980) der GHMS kurz wieder traf, hat es mich ordentlich in den Fingern gejuckt, es ihm gleich zu tun, aber man hat im Laufe des Lebens den Respekt vor älteren Menschen erlernt, und nach einiger Zeit muss man auch verzeihen können.
Thö verpasste die absolute Megaohrfeige, während Frollein Kaufof (oder so ähnlich) die Miniausgabe prägte, indem sie zu unserem Längstem, Blacky, einmal sagte: "Beugen Sie sich mal herunter, damit ich Ihnen eine kleben kann!"
Mein schlimmster Tag mit Kü..:
Vorweg: Kü.. war einer meiner Lieblingslehrer, und ich hatte immer Respekt vor ihm. Doch eines Tages verpasste er mir eine schlimme 5 in Französisch und versah die Arbeit mit einem Kommentar, zu dem ich die Unterschrift meines Vaters beisteuern sollte. Da dieses Arbeitsheft bereits eine von mir selbst erstellte „Vater“unterschrift enthielt, ein unmögliches Unterfangen. In meiner ersten Verzweiflung, begleitet von einem mentalen Blackout, warf ich das Heft aus dem Fenster des Klassenzimmers. Danach legte ich mir eine Ausrede für Kü.. zurecht. Als Kü.. mich natürlich in der nächsten Franz.stunde aufstehen ließ und auf das Heft ansprach, erklärte ich ihm, mein Vater sei zur Unterschrift bereit, aber sehr erregt gewesen (natürlich, bei der 5 mit Kommentar) und habe alsdann das Tintenfass umgestoßen, sodass sich die Tinte über das Heft ergoss, welches er (der böse Vater) sodann in den Müll expedierte. Kü.. grinste leicht, griff in seine Tasche, holte erwas hervor, hielt es mir unter die Nase „So, so, und was ist das hier?“…. Mein Arbeitsheft!!! Mir entgleisten sämtliche Gesichtszüge, meine Lippen und meine Hände zitterten und ich sackte in meinen Stuhl zurück. Kü.. warf mir das Heft auf den Tisch, schrieb ins Klassenbuch „G. versucht zu täuschen“ – und damit war der Fall für ihn erledigt. Er war auch ein weiser Lehrer!
Hier ein kleine Geschichte von der Englischlehrerin Miss Roeschen, Elfi: Unsere Klasse war ja immer sehr unruhig. In der großen Pause warfen einige Schüler mit dem Schwamm im Flur herum. Unglücklicherweise wurde Miss Roeschen bei dieser Gelegenheit vom Schwamm am Kopf getroffen. Ihr künstliches Haargebilde klappte nach vorne weg und ein Haarteil fiel auf den Boden. Schadenfrohes Gelächter. Menschen (Schüler sind ja auch Menschen!) können grausam sein. Nur unser Siegfried S. behielt die Nerven. Kein Wunder, er kam ja aus Rommels Elitetruppe. Er bückte sich blitzschnell und brachte das Haarteil wieder an seinen angestammten Platz. Einige Schüler klatschten Beifall. Miss Roeschen wankte völlig erledigt ins Lehrerzimmer.
Die Miss Elfi Roeschen ist natürlich auch immer für eine Geschichte gut. Und die geht so! Mein Vater war damals aus amerikanischer Gefangenschaft dem Josef Stalin zur langwierigen Demokratisierung übergeben worden. Jedenfalls kam er ungebrochen (nicht als Demokrat und nicht als Stalinist!!) als Spätheimkehrer zurück, also sehr spät! Und wir hatten anfangs nicht viel Geld. Meine Schwester ging auch zur "Gehobenen Abteilung der Volkssch. Weende" (später Kreismittelschule und dann Gerhart-Hauptmann-Mittelschule). Am Anfang kostete das auch noch Schulgeld. Und das Busgeld kam auch noch dazu! Das Geld musste mit Bedacht ausgegeben werden. Eines Tages hatten unsere Eltern günstig ein Paar Stiefel aus Rindleder erworben. Mit einem Blick sah ich die gewölbte Sohle. Blitzschnell rannte ich auf ein gewisses Örtchen, um der Materialzuteilung zu entgehen. Meine Schwester Hella bekam die Stiefel. Am nächsten Tag schleppte sich das arme Mädchen weinend zur Schule. Mühsam arbeitete sie sich mit ihren schweren Stiefeln die Treppe hoch, den Kopf tief gebeugt. Oben auf dem Treppenabsatz stand die Miss Roeschen und schrie meiner Schwester wütend zu: "Kannst du nicht grüßen, du Trampel!" Ich hätte da beinahe der Miss Roeschen so eine in die Schnauze gehauen. Und mein Leben hätte plötzlich eine andere Richtung genommen. Wie schon mitgeteilt, schlummert in mir die nackte Gewalt, d.h. ich bin gewaltbereit. Aber jetzt im gehobenen Alter, nach Jahrzehnten pädagogischer Arbeit, weiß ich natürlich, dass jeder Mensch (und auch Lehrerinnen sind Menschen!?) mal schwache Momente hat. Meine Schwester Hella war am Boden zerstört. Den ganzen Tag weinte sie. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch die Fähigkeit besitzt, diese Menge an Flüssigkeit zu produzieren und abzugeben. Vor dem Abendessen stand dann meine Schwester Hella weinend vor meinem Vater, die Stiefel in der Hand. Sie ging dann zum Fenster und öffnete es. Mit einem lauten Schrei warf sie die Stiefel in den Garten. Mein Vater war total platt und sagte nichts. Er griff wortlos in seine Tasche und holte sein Rauchergeld hervor (er war seit der Gefangenschaft ein Kettenraucher und stark abhängig!), das gab er meiner Mutter und sagte leise: "Elise, bitte kaufe dem Kind andere Schuhe!"
Unser Erdkunde- und Biologielehrer war doch auf der Göttinger Mittelschule der liebe Le.. (habe ich diesen Namen in richtiger Erinnerung?), der von uns den Kosenamen "Pilz" bekommen hatte. Das Aufstöbern der Pilze in den Göttinger Wäldern, das war sein Lieblingshobby. Einmal hatte Herr Le einen Pilz "verwechselt" und sein "eigenartiger" Biologieunterricht fiel dann für vier Wochen aus. Schade, damit fiel auch das "Knullen" (die Beschäftigung mit dem Fußball) für zwei Wochen aus. Egal. An diesem Schultag rastete plötzlich ein lieber Mitschüler (namens C…!??) aus und zeichnete einen schönen, großen Pilz an die Tafel. Aber damit nicht genug. Es entstand auch an der Tafel ein riesiges Fallbeil, dieses Werkzeug bedrohte diesen Pilz auf ganz gefährliche Weise. Alles war wirklich sehr naturgetreu gezeichnet. Für diese künstlerische Arbeit hätte C. bei dem Kunstlehrer Dr. Zeck eine glatte "Zwei" bekommen. Plötzlich ging die Klassentür auf und der Herr Le stand in der Klasse. Er erblickte das Kunstwerk an der Tafel und stürzte dann sofort mit einem grauenhaften Geheul auf den Künstler zu. Er erhob die Hand und versetzte dem Künstler einen enormen Jagdhieb. Ohne nur mit der Wimper zu zucken steckte der Jungbursche diesen Hieb weg und lächelte freundlich. Der Herr Le verlor dann völlig die Fassung und schrie "Zeter und Mordio"….
Ich weiß noch genau, wie "Herr Pilz" zur Tür reinstürmte, mich anfasste und schüttelte. Danach, meine ich, wollte er mit mir zum Rex Fe…. Auf dem Weg dort hin begegnete uns auf dem Flur unser Mathelehrer Alf. Htg, ebenfalls auf dem Weg in eine Klasse, mit einer dicken Tasche unterm Arm. Entweder sollte eine Arbeit geschrieben werden oder es gab eine zurück. Dieses habe ich komischerweise trotz meiner Ängste doch mitbekommen. Und dieser gute A. Htg, von dem Geschrei des Herrn 'Pilz', bereits etwas über den Vorfall unterrichtet, nahm diesen zur Seite und schickte mich einige Meter weiter. Einige Wortfetzen konnte ich aus der Entfernung trotzdem verstehen, wie z.B.: "Das können sie doch nicht, Herr Kollege, denken sie doch an die Zukunft des Schülers." Natürlich wurde noch einige Sätze mehr gesprochen. Aber was weiter, weiß ich nicht mehr, denn ich habe auch nicht allzu viel verstehen können auf diese Entfernung. Letztendlich hat sich "Pilz" überzeugen lassen und wir sind in die Klasse zurückgegangen. Seit diesem Tag war mein Mathelehrer gewaltig in meinem Ansehen gestiegen. GOTT HAB IHN SELIG !!!
In der Wartezeit auf den Schulbus - dafür durften wir uns in einem extra Klassenzimmer aufhalten - schoss ich mit der Luftpistole, geladen mit einer feuchten Löschpapierkugel, einem Schüler - wirklich versehentlich - ins Gesicht. Großes Geschrei. Thö und ein Kollege fuhren mit mir in seinem VW Käfer zu meinem Elternhaus. Meine Eltern waren nicht da. Thö gab mir die Pistole, "mach es nie wieder". Dieser Lehrer hat einen Jugendlichen nicht kriminalisiert. Heute ?????
Wir hatten in der 6. einen Englischlehrer namens Wy. Dieser Typ muß so zwischen 50 und 60 Jahre alt gewesen sein, zumindest sah er so aus. Der hatte die Angewohnheit, beim Reinkommen seine typische Lehrer-Aktentasche mit Schwung von der Tür aus auf den Lehrertisch zu schmeißen, im Hereinschreiten die Hände zu reiben, seine schlechten Zähne zu blecken und dem Werner, der rechts vom Gang in der ersten Reihe stand, eine schallende Backpfeife zu verpassen. Werner wackelte zwar, hat sich aber nie geduckt oder irgendeine andere Art Abwehr versucht. Da hat er mir richtig leid getan, aber der Wy fand das wohl eine gute Idee, denn es passierte immer mal wieder, ohne irgendeinen ersichtlichen Grund. Ich weiß nur noch, das Herr Wy irgendwann mal so gereizt war, dass er wütend zur Tür rauslief und den Türflügel so hinter sich zupfefferte, dass bei diesem provisorischen Bau rund um den Türrahmen der neu gestrichene Putz rausfiel (fehlte Werner an diesem Tage?).
Wie kam es zu diesen Spitznamen, die sich bis heute gehalten haben?
Mit Öseck (Lothar) ging ich (Alex) nicht nur durch dick und dünn und bis zur 8. Klasse gemeinsam, wir blieben auch gemeinsam sitzen und saßen von 5a über 2x 7a bis zur 8a immer nebeneinander. Dann ging Öseck ab in die Lehre und ich wußte am 1. Tag in der 9a nicht, wo ich mich hinsetzen sollte. Schließlich entdeckte ich einen freien Stuhl neben Hans-Helmut Aue. 1 Jahr später dann war Helmut sitzen geblieben und ich fand meinen Platz zwischen Schaubi (wir spielten schließlich bei der SG Niedernjesa zusammen in der A-Jugend und der 3. aus der A-Jgd. der SGN – Paul – saß links neben Schaubi) und Heinz-Rudolf. Nicht schlecht!!
In der 6a, also lange bevor wir in die Klasse kamen, um die sich hier alles dreht (der gehörten wir erst ab unserem 2. Jahr 7a an), hatten wir Deutsch bei Siegfried S. Er erwähnte mal plattdeutsch und sagte als Beispiel dass „unser Lothar“ (er wollte geschickt die Aufmerksamkeit von Lothar und mir fesseln – was nicht immer so leicht war) auf platt „üssick loddar“ (oder so ähnlich) hieße. Die Klasse schmunzelte und ich beschloss, Lothar von nun an ständig so zu nennen. Daraus wurde kurzer Hand „Öseck“, mit einem S wie in dem Wort „saufen“ (was wir aber erst viel später taten, bei ihm zu Hause in Bovenden – aber das ist ein andere Geschichte). Lothar grübelte über eine Revanche und meinte schließlich „Du kommst ja direkt vom Bauernhof Reinshof (also, es war ein GUTShof mit 1100 Morgen!!), wo du täglich mit Pferden zu tun hast, also werde ich dir jetzt einen Pferdenamen verpassen: ALEX!“. Sofort probierte er den Namen aus mit Alex hüh und Alex hott und Alex brrr usw. Da ich diese Kommandos kannte, mußte ich einfach gehorchen und blieb prompt an dem Namen hängen. Bei unserem Jahrgangstreff zum 50jährigen merkte ich, dass einigen gar nicht klar war, dass Alex „nur“ ein Spitzname war und ich auch noch anders heiße. Aber, um die Verwirrung zu stärken, auch Jochen ist nicht mein richtiger Name, im Ausweis steht „Hans-Joachim“. Im Kreise der 10a höre ich aber nach wie vor gern auf Alex.
Selbstlob eines Sitzenbleibers
Mein Sitzenbleiberzeugnis war wirklich insgesamt nicht schlecht. Aber in der Mathematik (ging mir damals so am Rücken vorbei!) eine satte Fünf. Der arme Mathematiklehrer hatte mich da schon sehr richtig beurteilt. Und im Fach Englisch die Totalverweigerung von mir, eine wohlgemeinte Fünf! Ich war damals der letzte Deutsche, der sich nachweislich und behördlich beurkundet gegen diese ekelhafte Besatzersprache gestemmt hat. England habe ich immer tief verabscheut. Dieses Land hat die meisten Kriege auf der Welt geführt und die meisten Völker grausam unterjocht. Und so ein Land hat auch noch die Atombombe, nicht zu fassen. In Europa hat man die deutsche Sprache zu sprechen, weil die meisten Menschen in diesen Breiten sie sowieso von ihrer Mutter erworben haben (dieser Meinung war ich damals, heute bin ich natürlich etwas klüger!!). In den anderen Fächern war ich wirklich emsig und eifrig dabei. Es kann sein, dass ich auch nur fünf Zweien hatte; und dafür in Religion, Kunst und Betragen eine Eins (ich weiß es nicht mehr so genau!). Mein Klassenlehrer nahm mich in der Pause beiseite und versuchte mich zu trösten. Aber ich habe es sowieso gelassen hingenommen; wie in der germanischen Mythologie (der Held muss das Schicksal ohne Klagen annehmen und bestehen!!). Und diese Einstellung habe ich auch in der Vergangenheit stets beibehalten. Nur Memmen jammern!
Nicht wenige unserer Klassenkameraden hatten einen Heidenrespekt vor A. Htg's Klassenarbeiten in Mathe. Als die letzte Arbeit vor dem wichtigen Halbjahreszeugnis anstand (welches alsdann den Bewerbungen beizufügen war!) ging es bei unserem C. um eine 4 oder 5 im Zeugnis (er stand auf 4,4). Also, würde die Arbeit versemmelt, würde eine "5" das Zeugnis "schmücken". Mit dieser Belastung im Unterbewusstsein schlug sich C. am Tag vor der Mathearbeit zu Hause bei landwirtschaftlichen Arbeiten aus Versehen auf den Daumen der rechten Hand, denn er war ja bei bestimmten Arbeiten Rechtshänder. Der Daumen schwoll sofort an, musste bandagiert werden und zwang zur Schreibunfähigkeit. Dieser "Trick" half für einige Tage, die letzte Mathearbeit konnte leider leider nicht mitgeschrieben werden. Danach war er wieder schreibfähig und konnte voll belastet werden. Im Zeugnis stand in Mathe eine (verdiente!!!) 4 und rettete (vielleicht) einen Ausbildungsplatz bei der Keisverwaltung, der letztendlich doch nicht angetreten wurde.
Eine Mathearbeit (!) stand an. Um eine 5 zu vermeiden kaute und schluckte ich 3 Zigaretten. Es sollte ein todsicheres Mittel für Leichenblässe sein. Widerlich war der Geschmack, doch ich sah immer noch aus wie das blühende Leben und musste mich stellen. Kurzum, es gab einige Räuberpistolen. Es gab die Mädchen in den getrennten Klassen. Ich erinnere mich an die Turnhalle, die auch Filmstudio war (bzw. das Filmstudio, das auch Turnhalle war). Die Lehrer waren für den Schuldienst reaktiviert. Es gab wenige, die nicht NAZI verdächtigt waren. Aber keiner hat uns geschadet, einige haben uns gefördet. Meinen Dank dafür.
Zwischenbericht 01/2008: Die Suche nach den alten Klassenkameraden droht jetzt etwas schwieriger und zeitaufwendiger zu werden. Aber wir haben ja noch Zeit. Und auch das Aufspüren der ehemaligen Schüler allein bringt schon Spaß. Und sollte ich persönlich vorher den "Löffel abgeben" (wir sind ja alle in Gottes Hand), dann ist das auch nicht von sehr großer Bedeutung. Ich hatte ja dann schon meinen Spaß bei der Suche. Lieber F. R., wir hatten ja dieses Thema ansatzweise schon erörtert. Was geschieht beim Ableben? Ein Haufen elektronischer-biologischer Müll wird dann einfach zu Staub. Im Gesamtgeschehen des Universums weniger als eine Bagatelle (unbedeutende Kleinigkeit). Im Prinzip muss ich Dir zustimmen. Aber -mein Guter- was ist denn mit der Seele? Als Dipl.-Ing. wirst Du mir jetzt mit der Stimme eines Technikers antworten: "Mein lieber Hagen, unter Seele versteht man bei Feuerwaffen die Bohrung des Laufes! Basta!!" Aber gibt es nicht noch andere Wissenschaften, die Religion, Philosophie, Psychologie etc.? Nach der christlichen Lehre gibt es schon eine Seele. Die Seele bildet eine Einheit mit dem Körper. Sie entschwebt also nicht. Sie wird mit dem Körper zu Staub. Das ist die reine Lehre. Und bei der Auferstehung erscheint sie dann wieder. Das ist aber eine sehr umständliche Theorie. Nach meiner Auffassung entschwebt die Seele beim Tod sofort und trennt sich vom Körper. Mit dieser Meinung müsste man mich eigentlich aus der Ev.luth. Kirche entfernen, und das als Fachkonferenzleiter in Religion. Aber man duldet mich hier in der Ludgerigemeinde, weil ich sonst ein netter Mensch bin. Die Seelenwanderung (gr. Metempsychose) im Buddhismus und Hinduismus kann ich mir aber auch nicht vorstellen. Dass die Seele nach dem Tod in eine andere irdische Existenz übergeht, diese religiöse Vorstellung gefällt mir eigentlich überhaupt nicht. Stell Dir vor, meine Seele geht nach meinem Hinscheiden in die Existenz eines Igels über. Und Du kommst dann mit Deinem Sportwagen angerast und die zweite Existenz ist auch futsch! Mein lieber F., das wäre doch fatal!? Ich hatte mir in den vergangenen 47 Jahren immer vorgestellt, dass Du zu den Fliegern gegangen wärst. Und zumindest unter kluger Ausnutzung von Aufwinden und Thermik an den Deutschen Segelflugmeisterschaften teilgenommen hättest. Unser J. G. schwebt ja mit einem Gleitschirm tollkühn durch die Lüfte und bewältigt kaltblütig Notlandungen. Und jetzt machst Du mit schnellen Autos die Straßen unsicher!? Was ist eigentlich aus Deinem Flugmodell ME 109 geworden? Ich habe in Erinnerung, dass Du bei unserem letzten Treffen in Weende daran gebaut hast. Oder täusche ich mich? Jedenfalls hast Du Deine zeichnerischen Fähigkeiten z. Teil in Deinem Beruf verwenden können!? Dieses Glück hatte ich ja auch. Beim alten Kunstlehrer Dr. J.. (vor langer Zeit verstorben?) hatte ich immer ziemlich gute Zensuren. Bei einem unerwarteten Schulratsbesuch hat mir dieses Talent mal eine sehr gute Beurteilung eingebracht. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Der Tag der feierlichen Entlassung nahte und damit die Beratschlagungen, wie wir ihn würdevoll und doch unvergesslich zu begehen dächten. Krawattenzwang war schnell klar, und was noch? Paule hatte die glänzende Idee, allesamt per Taxi ankutschieren zu lassen! Geplant, umgesetzt, (fast) die ganze 10a fuhr an besagtem Tag in 5 Taxis (vom Treffpunkt Bahnhof aus) auf den Schulhof (einige wenige kamen wie gewohnt), man stelle sich das vor, 5 große, schwarze Mercedeslimousinen in Reihe, langsam und andächtig!! (s. Fotoalbum Bild 0174-.. !). Sämtliche Schüler inkl. Lehrer hingen in den Klassenfenstern in gespannter Erwartung: Kommt der Bundeskanzler, oder der Ministerpräsident, ist es gar der Bundestrainer (der 4.7.54 war noch in aller Erinnerung, der hoch verehrte Bundesseppl immer noch im Amt!)? Aber nein – viel besser: DIE feschen Burschen der 10a entstiegen den feudalen Autos, festlich gekleidet und gestimmt, frohen Mutes ob der anstehenden Feierlichleiten …. (Pilz soll geschäumt haben: „Den Elterngroschen haben DIE nicht entrichtet, aber dafür ist Geld da …“) Jaja, intelligente Schüler können schon Schicksalsschläge versetzen …