Mein Nachbar K. hatte Probleme mit den Aufgaben der Mathearbeit (!). Natürlich hielt ich ab und zu mein Heft so, dass es in seinem Blickfeld lag (machte nicht jeder! Es gab tatsächlich "Kameraden", die den Spruch der Lehrer "NICHT abschreiben lassen" ernst nahmen - pfui - ). Unter K.'s Arbeit (mit anständiger Note) fand sich dann der Kommentar A. Hrtgs: "Entweder hattest du einen guten Nachbarn, oder du hattest einen außerordentlich guten Tag".
Naja, abgeschrieben wurde doch immer mal, s. z.B. die Anekdoten „Guter Nachbar“ oder „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“. Der erfolgreichste Abschreiber war jedoch Hanno in der 10a! Für die Interpretationen mit zugehörigem (schwierigen!!) Aufsatz zu Gerhart Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“ hatte er – wodurch auch immer – Dr. Königs Erläuterungen gefunden und mehrere Textabschnitte in seinen Aufsatz eingefügt – unbemerkt. Hoppser war schwer begeistert, es gab eine glatte 2 und einen lobenden Kommentar unter dem Aufsatz! Doch jetzt machte Hanno in seiner Euphorie einen dicken Fehler: Er behielt das nicht für sich, sondern erzählte einem Mitschüler unter dem Siegel der Verschwiegenheit von seiner Tat. Umgehend hatten einige andere ebenfalls ihr Portemonnaie umgekrempelt und sich das Zauberheft zugelegt. Beim nächsten Aufsatz musste Hoppser bestürzt feststellen, dass mehrere seiner Schüler haargenau gleiche Textabschnitte „formuliert“ hatten. Jetzt fiel es ihm wie Schuppen aus den Haaren – aber er bewahrte Haltung. Die 2 für Hanno stand fest, das war Schnee von gestern und Hoppser bekannte sich zu seiner Fehlentscheidung. Uns anderen erklärte er unisono, dass Abschreiben an sich keine Schmach sei, nehmen wir doch ständig fremdes Wissen auf und verarbeiten es schließlich zu geistigem Eigentum. Wenn aber wörtlich abgeschrieben wird, erklärte er weiter, dann bitteschön mit Fußnote und Quellenangabe! Aber, wir könnten auch gerne Texte wie die Dr. Königs aufnehmen und einzelne Sätze umformulieren, wodurch sie wieder als „Eigenkreationen“ anzusehen wären. Seine Haltung hierbei, seine Offenheit, ohne strafen zu wollen und insbesondere sein Eingeständnis, dass Hanno nunmal Glück gehabt hätte und die 2 behielt, waren für uns vorbildlich! Ich glaube, niemand aus der 10a hat später Plagiat begangen, sondern immer gem. Hoppser gehandelt! So gesehen wäre der eine oder andere Mitschüler später durchaus ministrabel gewesen, ganz im Gegensatz zum aktuellen Dilemma, wenn auch mit (leicht verspäteter) Einsicht.
Erinnert ihr euch, dass bei feuchtem Wetter die übertünchte Schrift und Hakenkreuze von der Fliegerschule durchschlugen ( wir waren in einer ehemaligen Kaserne )?! Das heutige "Industriegelände " hieß zu unserer Zeit "Flughafen".
Ansonsten war der liebe Henry Wy sehr gutmütig. Wenn eine angekündigte Klassenarbeit anlag, dann konnte man durch intensives Bitten (mit gleichzeitiger Zuschnürung seiner Schuhe!) einen Aufschub erreichen. Der Lehrer Henry Wy muss ein Junggeselle gewesen sein. Seine Kleidung war sehr nachlässig. Seine Schuhe oft nicht zugeschnürt. Sein körperlicher Gesamtzustand ziemlich hinfällig. Besonders seine Zähne wären für einen Zahnarzt eine richtige Goldgrube gewesen. Ein armer, lieber Kerl, dieser H
„Nun wollen wir uns den Vokabeln zuwenden!" Die durch Niederschlag (s. Henry – Tii-äitsch) geschädigten Schüler atmeten auf. Denn der liebe Henry Wy holte ein total zerfleddertes Notizbüchlein aus seiner Jackentasche; und aus seiner Hosentasche zog er einen Bleistiftstummel hervor. Die gleiche Prozedur wie jeden Tag. Die Augen des lieben Herrn Wy leuchteten auf! "Kreuzfeuer, brrr... tak...tak...tak! Zack! Volltreffer!" Beim Wort "Volltreffer" stieß er mit seinem Bleistiftstummel mit voller Kraft in sein Notizbüchlein. Dann untersuchte er die Einstichstelle. "Wen habe ich erwischt? Ah, Hennecke! Du bist dran! Gehe bitte an die Tafel!" Dort wurde der arme Hennecke dann gründlich überprüft, ob er sein Tagespensum an Vokabeln gelernt hatte. Da mein Nachname gottseidank mit "A" begann, war ich dem Kreuzfeuer des lieben Herrn Wy eigentlich niemals ausgesetzt. Nur am Monatsende begann meine eifrige Saisonarbeit. Da wurde ich echt fleißig. Ich wusste nämlich, dass der liebe Herr Wy sich dann die fällige Monatsfrage stellte: "Wen habe ich denn noch nicht erwischt?? Ah, der liebe Aurin! Wie immer! Husch, husch! An die Tafel, mein Lieber!" Danach steckte er sein völlig zerfleddertes Notizbüchlein sorgsam in seine Jackentasche. Die Welt war in Ordung. Er hatte alle Schüler "durch Kreuzfeuer erledigt".
Im Englischunterricht wurde die korrekte Aussprache geübt. "Kinder, wir wollen das Tii-Ätsch üben! Gleichzeitig beschäftigen wir uns mit den "Hinweisenden Fürwörtern", Engländer sagen dazu "Demonstrative Pronoun". Verstanden? This weist auf das Nähere hin, that auf das Entferntere. Das hinweisende Fürwort steht im Gegensatz zum Deutschen in der Mehrzahl, wenn es eine Mehrzahl bezeichnet. Aurin, lass dein albernes Lachen! These are my books! Those are your books! Achtet auf mein "Tii-Ätsch"! Beobachet meine Zunge!" Sofort ertönte nach dieser Ankündigung aus den vorderen zwei Bankreihen leiser Schülerprotetst, das in ein leises Wimmern endete. Auch aus der letzten Reihe konnte man zwischen den bräunlichen, abgängigen Schneidezähnen des lieben Herrn Wy deutlich eine blassrosa Zunge erkennen. "Und jetzt Kinder, sprecht mir nach! This, that, these, those!" Ein feiner Sprühregen von Speichel verteilte sich über die ersten beiden Bankreihen. Die vorderen Schüler suchten verzweifelt und leise jammernd hinter ihren Englischbüchern einen gewissen Schutz. Das Englischbuch gab mit seiner Breite von 15 cm und einer Länge von 21 cm nicht viel her. Einige Kluge klappten das Buch auf, und so verdoppelte sich die Schutzfläche. Aber dann ertönte wieder die Stimme des lieben Henry Wy. "Kinder, ich höre nichts! Nochmal: This, that, these, those!" Ein Aufstöhnen ging durch die Bankreihen der durch den Sprühregen betroffenen Schüler. Und nach kurzer Pause, der Sprühregen hatte sich gelegt, tauchten die Köpfe der betroffenen Schüler hinter dem Englischbuch auf. Und dann hörte man den gehorsamen Schülerchor rufen: "This, that, these, those!" "Nein, nein, nein!!" Der liebe Herr Henry Wy war ganz verzweifelt. "Hört doch genau hin und achtet auf meine Zunge! This, that, these, those!!!" Nach einer kleiner Pause tauchten die Köpfe der Schüler aus der Deckung wieder auf und man hörte wiederum den gehorsamen Schülerchor: "This, that, these, those!" "Nein, nein, das ist noch nicht das richtige "Tiii-Ätsch". Friedrich, sprechen sie mir nach. Who is there? What is in this box?" "Who is there? What is in this box?" "Friedrich, Friedrich, das ist immer noch nicht das richtige "Tiii-Ätsch". Aber wir werden das noch lernen, das verspreche ich euch! Tägliche Übungen bringen am Ende den Erfolg!
Einen sagenhaften Weltrekord stellte unser C. in einer Englischstunde des Henry W. (der mit dem "Miefrad") auf. Zuerst wurde C. von Henry erwischt, als er eine Papierkrampe mit einem Gummiband abschoss - Klassenbucheintrag - . Kurz danach flog wieder eine Krampe gegen die Tafel, Henry prüfte garnix und trug sofort wieder C. ins Klassenbuch ein! C. protestierte lautstark, was Henry dazu veranlasste, ihn ein 3. Mal einzutragen. PROTEST! Da auf dem Flur unter 4 Augen keine Einigkeit und keine Konzessions-Entscheigung erzielt werden konnte, ging es laut gestikulierend rauf zu Rektor F., der bemüht war, zu schlichten. Es blieb schließlich bei den 3 Einträgen im Klassenbuch und C. hatte - ohne es zu wollen - einen neuen Weltrekord in einer neuen Disziplin aufgestellt. 3 Einträge innerhalb einer Unterrichtsstunde - wer kann das toppen?
Klassenfahrt verpasst (zur DJH Torfhaus, 7a)
Einer unserer Mitschüler war bereits in der 7a so durchtrieben, dass er zwar von seinem Vater das Fahrtengeld kassierte, dann aber "den Bus verpasste", also nicht mitfuhr und statt dessen jeden Tag von zu Hause aus angeblich in die Schule, tatsächlich aber nur in die Stadt fuhr und dort die Zeit tot schlug (Kino Krone!!), dafür aber unermesslich reich war.
Klassenfahrt 1958, DJH Auf dem Stintfang
Zu dieser Ausfahrt hatte ich etwa bleistiftgroße Zimmer-Raketen mit Mini-Sprengkopf gebastelt (ich glaube 10 Stück), die Heinz-Jürgen locker im Bett zündete und mit Feuerstrahl über die Betten gehen ließ. Das ganze endete in einer Wurforgie mit rohen Eiern, die klebrig die getünchten Wände runterliefen und nicht mehr entfernt werden konnten. (Es gab (noch) keine Konsequenzen seitens der DJH-Leitung, aber 1 Jahr später sehr wohl .... )
H.A.: Das tolle Besäufnis im Gasthaus auf dem Feldberg im Schwarzwald habe ich natürlich auch nur aus meiner begrenzten Sicht mitbekommen. Aber "diese Sicht" war herrlich!! Am Ende war ich total platt und konnte meine Umgebung nur noch verschwommen wahrnehmen. Allerdings hatte ich noch die Fähigkeit, mein Jugendherbergszimmer aus eigener Kraft zu erreichen. Als der Jugendherbergsvater später in unserer Bude seinen tollen Auftritt hatte, da war ich allerdings hellwach. Hattest Du nicht an diesem Tag Geburtstag und sämtliches Bier bezahlt? Das Geld wurde vorher von Dir in mühsamer Arbeit auf dem Acker mit Rübenverziehen verdient? Diese Geschichte von dem Schwarzwald-Besäufnis (mit dem Rauswurf) ist in Ostfriesland (besonders im Raum Norden) bekannt. Auf Klassenfahrten habe ich sie immer erzählt. Die Kinder und auch die Kollegen waren stets sehr begeistert. Dass das Saufgelage und insbesondere das anschließende Restetrinken in der Jugendherberge letztendlich den Rausschmiss zur Folge hatte, das ist Fakt. Das hat mir S. S. ja in Hannover auch bestätigt. S. war bei dem turbulenten Geschehen so ruhig, dass einige Schüler den Rausschmiss gar nicht bemerkt hatten. Ich hätte mich da als Pädagoge ganz anders verhalten ("120 Liegestütze für die Säufer vor der Jugendherberge oder sofortige Heimfahrt!" Bei Vollzug Gnade vor Recht!!). Jedenfalls hätte jeder Schüler den Rausschmiss und die Bemühungen des Lehrers auch mitbekommen!!
Der arme Siegfried S., der gar nicht mehr unser Klassenlehrer war, sondern nur einsprang (für uns!!) und sogar seine Pfingstferien dafür opferte, tat zwar alles für uns, aber hier biss auch er auf Granit, der Herbergsvater war nicht umzustimmen. S. fand schließlich eine Ersatzherberge, aber nur unter Vorbehalt - hatten wir doch einen Ruf wie Donnerhall - wegen Saufgelagen sogar nachts in der Herberge, Gläserklau in Kneipen, Kartenklau an Kiosken, Besäufnis am Heidelberger Fass usw usw. Siegfried S. wird noch heute für seine Haltung bewundert!
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Schmuggel I
Jeder Lehrer weiß heute, auch Nichtraucher paffen auf den Klassenfahrten wie verrückt. Da herrscht ein gewaltiger Gruppenzwang. (Zu der damaligen Zeit waren ja Mentholzigaretten in Mode gekommen). Auch die Nichtraucher unserer Klasse rauchten auf der Schwarzwaldfahrt wie die Wilden. Vom Alkoholkonsum will ich jetzt nicht reden. Auf Schweizer Boden deckten sich einige Mitschüler (leider auch ich!!) mit den preiswerten Zigaretten ein. Wie ein richtiger Unternehmer war ich an einigen Stangen Zigaretten finanziell beteiligt. Die Grenze mit den Zollbehörden stand natürlich unseren Aktivitäten im Wege. Da kam ein pfiffiger Schüler auf die Idee, die Sitzfläche der hinteren Sitzbank auszubauen. Vier griffige Flügelschrauben erleichterten die Montagearbeit enorm. In dem Hohlraum unter der Sitzfläche verstauten wir die "Konterbande (Schmuggelware)". So wollten wir unser kostbares Gut vor der "Konfiskation" durch den habgierigen Zoll schützen. An dieser geheimen Aktion waren insgesamt etwa drei oder vier Schüler beteiligt. Die anderen Klassenkameraden haben das auch in dem Gewusel nicht mitbekommen. Als wir dann glücklich die Besuche der schweizerischen und deutschen Zollbeamten hinter uns hatten "Hoabt ihr woas zu verzollln?" "Nein, wir nicht!!", da kam nach 500 Metern hinter der Grenze Freude auf. Die Sitzfläche wurde abgebaut und die Konterbande unter den glücklichen Schmugglern verteilt. Ich habe bei der ganzen Aktion Blut und Wasser geschwitzt und sah mich schon im Schweizer- Gefängnis. So habe ich die Geschichte in Erinnerung behalten und ich habe nichts hinzugefügt.
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Schmuggel II
Wir waren am Rheinfall in Schaffhausen. Das Klassenbild und mein von der Gischt feuchtes Objektiv der Voigtländer Vitoret halten die Erinnerung wach (s. Fotoalbum Nr. 0071..). Ebenso kann ich mich an das Versteck der von mir geschmuggelten Zigaretten erinnern: Mein damaliges Akkordeon, eine Hohner Lucia IV P, war mit auf Klassenfahrt, es konnte mit sehr wenigen Handgriffen in die drei Baugruppen (Diskant, Bass und Balg) zerlegt werden. Im Balgteil fanden etliche Zigarettenschachteln Platz. Auf dem Bild (0104...) ist das Instrument in Aktion und nur mit Luft gefüllt. Damals war ich so dumm und rauchte, die Dummheit endete erst mit etwa 45 Lebensjahren.
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - DJH-Verpflegung I
E I N Desaster im Schwarzwald hatte ich verbrochen, sehe noch das verbiesterte Gesicht der Herbergsmutter vor mir, als mir beim Kartoffelschälen das Unwort „Hundefutter“ (für ihr vorzügliches Herbergsessen) herausrutschte, eine grobe, ungehörige Mißachtung (gar Herabsetzung) ihrer ganzen Person, die sich einfach nicht gehörte und für die ich mich noch heute schäme, zumal die ganze Klasse darunter zu leiden hatte, was wiederum an Sippenhaft erinnert, also ein Unrecht nach dem nächsten, der Stoff zu einer Tragödie. Es war ja dann wirklich so, dass wir alle nichts zu essen bekamen und diejenigen, die kein Taschengeld mehr hatten, mussten echt hungern (mea culpa; war ich doch damals der ungehobelte Bauernlümmel).
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - DJH-Verpflegung II
Auf unserer Klassenreise in den Schwarzwald war die Verpflegung sehr dürftig und das Taschengeld wie immer schmal. Viele von uns haben in dem kleinen, nahe gelegenen Lebensmittelladen "Ergänzungen" vorgenommen, die in weiten Jacken an der Kasse vorbei getragen wurden. Ich habe diesen Karrierezweig nicht weiter ausgebaut
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Übel, übel
Auf der Hinfahrt oder der Rückfahrt (mit Hanno wollte ich das klären, aber wir waren uns uneinig!) unserer Schwarzwaldklassenfahrt wurde einem Schüler sehr sehr übel. Diese verdammte Übelkeit zwang ihn schließlich, seinen halbverdauten Mageninhalt in eine große Papiertüte (das Plastiktütenelend gab es zu dieser Zeit gottseidank noch nicht!) zu erbrechen. Dieser Vorfall - wie sollte es auch anders sein - geschah in der Nähe der großen Rücksitzbank im hinteren Teil des Busses. Dort wo auch die Schmuggelbande saß. In diesem Bereich haben die Schüler auf Klassenfahrten immer die Garantie für ein reiches und vielschichtiges Erleben. Die besten Nachbereitungsaufsätze kommen immer von den Schülern, die etwas außerhalb des Einflussbereiches von Lehrkräften sitzen. Aber zurück zur Geschichte. Nach der erfolgreichen Eja.. (nein, lassen wir das endlich!!) Übergabe schaute der Schüler richtig erleichtert auf. Seine Erleichterung wurde durch lautes Rufen seiner Mitschüler empfindlich gestört. "Verdammt, wirf die Tüte raus! Das stinkt ja furchtbar! Ja, wirf das Ding raus!!" Zu dieser Zeit war es noch möglich, die seitlichen Lüftungsklappen zu öffnen. Das geschah dann auch. Unter den anfeuernden Kommentaren der Mitschüler drückte der Übel(erbrech)täter die Tüte endlich aus der Lüftungsklappe. Aber was geschah dann!? Ein fontanagrauer VW-Käfer fuhr schon eine gewisse Zeit hinter unserem Bus her. Wir hatten den Fahrer dieses Fahrzeuges (welches von unserem Ferdinand Porsche und unserem großen Führer Adolpho geformt wurde, übrigens beide Personen sind ja Österreicher!! Wer spricht da von Ausländerfeindlichkeit!?) schon lange geärgert, durch gewisse Handzeichen und Grimassen. Der Fahrer machte daraufhin eine scheibenwischerartige Handbewegung. Eine richtige Frechheit. Dann setzte der Fahrer plötzlich mit wahnsinnigen 65 km/h zur Überholung an. Zur gleichen Zeit verließ ja die Tüte mit dem Erbrechinhalt den Bereich des Busses und segelte durch die Luft. Nach sehr kurzer Zeit klatschte die Tüte auf die schöne Kofferraumhaube des VW-Käfers. Unser Lachen artete fast in ein ordinäres Schreien aus. Durch die Fahrtgeschwindigkeit und durch den Luftwiderstand (der Dipl.-Ing. Fritz B. kann das sicherlich genau berechnen!) rutschte die Tüte immer weiter nach oben und blieb schließlich an den beiden Scheibenwischern hängen. Dann zerriss die aufgeweichte Tüte und das mühsam Erbrochene wurde freigesetzt. Der Fahrer des VW-Käfers drohte uns mit der Faust und dann tat er etwas furchtbar Dummes. Er setzte die Scheibenwischer in Betrieb. Nach zwei Wedelbewegungen der Scheibenwischer konnte man das wütende Gesicht und die Faust des VW-Käferfahrers nicht mehr erkennen. Die grüne Masse hatte sich gleichmäßig auf der Windschutzscheibe verteilt. Der VW-Käferfahrer drehte daraufhin entnervt nach Steuerbord ab und parkte sein verschmutztes Auto am Randstreifen. Er stieg aus und beschimpfte uns (sicherlich unflätig!) und drohte wieder mit seiner Faust. Aber mit wahnsinnigen 60 km/h trug uns unser Bus aus dem Gefahrenbereich. Auf den hinteren Bänken des Busses brach ein enormes Lachen aus. Gegenseitig erzählten sich die Schüler ihre Beobachtungen. Schließlich kam der Lehrer Herr Schlange nach hinten und fragte nach dem Grund des Lärms. Er bekam keine exakte Antwort, er sah nur in lachende und zufriedene Gesichter. Auch der Übel(erbrech)täter versuchte ein Lachen. Diese Sache war natürlich nicht beabsichtigt und hätte auch böse Folgen haben können. Allerdings war die Geschwindigkeit der beiden Fahrzeuge beim Überholvorgang in etwa gleich. Und auch das Erbochene in der Papiertüte hatte nicht die Härte, um eine Beule in das Blech des Käfers zu schlagen. Heute gibt es diese seitlichen Öffnungen in den Bussen nicht mehr. Es sei denn, man schlägt sie selbst mit den kleinen Hämmerchen, die an den Wänden manchmal angebracht sind
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Jugend forscht
Die ganze Klassenfahrt zum Schwarzwald war von Beginn an etwas verkorkst. Unser Klassenlehrer Hoppsa war aus klugen, taktischen Gründen in Deckung gegangen. Auch bei der Vorbereitung hatte sich dieser Lehrer - den ich sonst sehr mag - nicht mit Ruhm bekleckert. Ein Schüler unserer Klasse konnte aus finanziellen Gründen an dieser Klassenfahrt nicht teilnehmen. Der Kollege Hoppsa hat da in diesem Fall keinen Finger gerührt. Ich habe das erst nach fast fünfzig Jahren erfahren und dieser Schüler tut mir echt leid. So etwas darf nicht vorkommen. Aber der liebe - von mir sehr verehrte - Lehrer Herr S.S. hatte diese Fahrt glücklicherweise übernommen und so konnte sie letztendlich auch stattfinden. Auf der Hinfahrt kam es im Bus zu dem "Übergabeerlebnis". In der Jugendherberge am Feldberg gab es schon in kurzer Zeit einige Missverständnisse mit den Jugendherbergseltern. Zwei Schüler hatten die Jugendherbergsmutter durch unbedachte verbale Äußerungen erschreckt und tief beleidigt. Dadurch wurde als Strafmaßnahme die Nahrungszuteilung eingestellt. Einige Schüler stillten daraufhin notgedrungen ihren Hunger durch "Besorgungen" in dem nahe gelegenen Kaufmannsladen. Dieser außerplanmäßige Schwund wurde vom Ladenbesitzer bemerkt und dem Jugendherbergsvater gemeldet. Die ärmeren Schüler irrten hungernd über das Jugendherbergsgelände. Und dabei - so kann ich mich noch genau erinnern - herrschte zu dieser Zeit ein tolles Wetter. Die gesamte Klasse lagerte sich zur Mittagszeit auf einer abschüssigen Wiese. Der Schaubi hatte sich eine riesige bauchige Rotweinflasche (mit Strohgeflecht) gekauft. In dieser Flasche befand sich preiswerter Rotwein. Durch den Nahrungsentzug war ich einigermaßen geschwächt und das knappe Taschengeld hatte ich für andere Dinge (Zigarettenkauf in der Schweiz etc.) eingeplant. Ein ungeheurer Durst quälte mich und so bat ich den Schaubi um eine "Tasse" Rotwein. Die Tasse hatte ich mir vorher aus der Küche der Jugendherberge "besorgt". Schaubi war zu dieser Zeit (hoffentlich heute auch noch!?) ein sehr hilfsbereiter und gut erzogener Mensch und so schenkte er mir "voll ein". Ohne auf eine Spur von Nahrung zu treffen, entfaltete der Alkohol seine hundertprozentige Wirkung. Nach kurzer Zeit ließ meine Sehschärfe nach und ich musste mich unter einem Busch zur Ruhe legen und ein Nickerchen machen. Nur ganz undeutlich hörte ich noch, wie unser Paul seine wunderbare Musik darbot. Nach einem erholsamen Schlaf wurde ich durch lautes Stimmengewirr und energische Kommandos aufgeschreckt. Hans-Jürgen Fengewisch und sein Raketenteam standen schon bereit, um die in der Schule angekündigten Raketenstarts zu vollziehen. Hans-Jürgen Fengewisch erklärte seiner Mannschaft noch einmal die gesamte Prozedur. Die Chefingenieure (unser Dipl.-Ing. Fritz B. und unser Dipl.-Ing. Hans-Dieter St. u.a.) trugen den Koffer und andere technische Ausrüstung plus Raketenmaterial zum Startplatz in der Nähe des Parkplatzes. Die gesamte Klasse raffte sich auf und folgte den Wissenschaftlern. Schon nach sehr kurzer Zeit flogen die ersten Raketen in den blauen Himmel. Nach Peenemünde waren das vielleicht wieder die ersten Raketenstarts auf deutschem Boden. Amerika, wir sind nicht umzubringen. Schließlich sollte die letzte Fahrradluftpumpe die Startrampe verlassen. Ein Zündholz flammte auf und etwa eine Sekunde später begann der Flug dieser Fahrradluftpumpe. Leider hielt sich dieses Gerät nicht an die vorgesehene Flugbahn. Die Luftpumpe kippte seitlich ab und flog in Richtung Parkplatz. Dort schlug sie krachend in die linke Fahrertür unseres Busses ein. Nach Besichtigung des Schadens (eine fette Beule) durch die Klasse entfleuchte dem Raketenteamleiter Hans-Jürgen Fengewisch die intelligente Bemerkung: "Verdammte Scheiße! Schnauze halten!" Die Chefingenieure packten schnell ihre Sachen wieder ein und verließen hoch befriedigt das Gelände. Insgesamt waren die Starts erfolgreich verlaufen. Misserfolge gibt es ja immer wieder. Die gesamte Klasse verteilte sich auf dem Jugendherbergsgelände. - Wir sehen, "Jugend forscht" gab es schon damals - .
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Jugend säuft
Am Spätnachmittag wurde ich durch lautes Rufen aus meiner Meditation geschreckt. "Kommt in die Kneipe! Der A. gibt einen aus. Er will seinen Geburtstag nachfeiern. Jetzt wird ordentlich gesoffen!" Blitzschnell war ich trotz meines Hungers auf den Beinen. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen. Als ich die Gaststätte betrat, da saß schon fast die gesamte Klasse um einen runden Tisch, der sich als so genannter Stammtisch dieser Kneipe entpuppte. Alle Schüler lärmten fröhlich und es machte sich unter den Anwesenden eine gewisse Vorfreude breit. Unser A. grinste über alle vier Backen. Mit einer lässigen Handbewegung winkte er mir zu und sagte: "Komm ran! Hier gibt es etwas umsonst! Freibier für die Klasse! Mein Geburtstag wird nachgefeiert!" Ich hatte diese Ankündigung ja schon vorher gehört, hatte aber doch gewisse Zweifel gehabt. Ich wusste, dass der A. diese Klassenfahrt durch eigene, mühselige Feldarbeit finanziert hatte. Geld war also nicht im Übermaß vorhanden. Es imponierte mir ungeheuer, wie der A. sein Geld mit leichter Hand über die Klassenkameraden ausstreute. Der Wirt nahte und nahm die Bestellung auf. "Erst mal dreißig Flaschen Bier. Die wollen wir hier auf den Tisch stellen und uns dann an die Arbeit machen!" Diese Äußerung wurde von den Anwesenden mit Jubel aufgenommen. Und bei mir stellte sich plötzlich ein leichter Speichelfluss ein. Nach kurzer Zeit begann die harte Arbeit des Trinkens, begleitet durch ein lautes Stimmengewirr. Meine Diskriminationsfähigkeit war schon durch den vorherigen Alkoholgenuss stark eingeschränkt und ich bekam gar keine Einzelheiten mehr mit. Es wurde sogar noch eine Nachbestellung aufgegeben. Zu dieser Zeit hatte ich schon mit einer gewissen Übelkeit zu kämpfen. Etwa um 21:00 Uhr raffte sich die Klasse auf und machte sich auf den Heimweg zur Jugendherberge. Man hatte den Bierbestand noch nicht vollständig abgearbeitet, deshalb wurden etliche (volle!) Bierflaschen mit in die Jugendherberge genommen. Der Rückzug in die Jugendherberge gestaltete sich etwas schwierig, weil einige Mitschüler gestützt werden mussten. In der Jugendherberge übergab sich noch ein Schüler mitten auf der Treppe. Mit einem Scheuerlappen aus dem Putzmittelraum entfernte ich widerwillig diese "Bierpfütze". Es roch danach durchdringend nach Gasthaus bzw. Brauerei. In unseren Zimmer legten wir uns blitzschnell in die Betten, denn um 21:30 Uhr begann der Kontrollgang des Jugendherbergsvaters. Heutzutage machen das die Jugendherbergseltern nicht mehr und ersparen sich damit viel Ärger. Wir lagen kaum in unseren Betten, da hörte man schon die Schritte des Jugendherbergsvaters. Er öffnete die Tür und schaute misstrauisch in unseren Raum. Einige Schüler gaben unnützerweise Schnarchgeräusche von sich, die aber den intensiven Biergeruch nicht überdecken konnten. Der Jugendherbergsvater schloss dann die Tür und ging zum Nebenzimmer. Es wurden von uns sodann die mitgebrachten Bierflaschen hervorgeholt und die Verschlüsse knallten. Da öffnete sich plötzlich wieder die Tür und man sah das wütende Gesicht des Jugendherbergsvaters, es rötete sich. Und dann kam aus dem Mund des Jugendherbergsvaters ein ungeheurer Schrei und dann hörte man die Worte: "Hoaabt iiihr Aaalkooohol? Soaaagts gleeeiiiich! Feeiiieeroabend! Feeiiieeroabend! Hoaaiim geeehts! Hoaaiim geeehts! Und dann wurde die Tür mit einem enormen Knall zugeschlagen. Verdammt, das gibt Ärger. Was sollen wir machen? Die Schüler in unserem Zimmer entschlossen sich, die Beweisstücke sofort durch Konsum zu vernichten. Mit einer allerletzten Kraftanstrengung und unter großen Mühen gelang das auch. Kein Tropfen Bier wurde vergeudet oder weggeschüttet. Unser Al. soll nicht umsonst auf dem Feld geschuftet haben. Während des Trinkens imitierte unser Hans-Jürgen F. den Jugendherbergsvater auf eine geniale Art und Weise, so wurden die letzten Tropfen Bier unter Kichern vernichtet. Am nächsten Morgen stand der Lehrer Siegfried S. ziemlich blass vor der Klasse und sagte: "Kinder packt eure Sachen und legt sie vor der Jugendherberge ab. Und dann säubert ihr bitte eure Zimmer. In einer halben Stunde werde ich das kontrollieren." Eifrig und ohne Widerworte befolgten wir die Anweisungen unseres lieben Lehrers. Nach etwa zwei Stunden fuhren wir ohne Vorkommnisse mit unserem Bus in Richtung der nächsten Jugendherberge.
Klassenfahrt 1959 Schwarzwald - Jugend organisiert
So, ihr Guten! Jetzt möchte ich noch schnell die Geschichte von der Bierglas- und Aschenbecherklauerei im Schwarzwald erzählten. Unser Lehrer S.S. erinnerte sich noch mit Grausen an diese Ereignisse. Nach meinem mündlichen Examen in Hannover saßen wir noch gemütlich bei einer Tasse Kaffee zusammen in seiner Bude und plauderten etwas. Merkwürdigerweise kamen wir sofort auf die Klassenfahrten zu sprechen (Hamburg und Schwarzwald). Während der Bierglasklauerei hat sich S.S. sehr vor seinem Freund (war dieser Freund nun Förster oder Gastwirt?) geschämt. Dieser Freund aus dem Schwarzwald begleitete uns ja bei einigen Unternehmungen, manchmal war auch seine hübsche Freundin dabei. Und dieser Freund bekam nun so ziemlich alles mit. Das waren damals auch sehr ungute Situationen. Aber wir waren manchmal auch nicht ganz bei Sinnen. Das Geschlechtshormon Testosteron pulsierte durch unsere jugendlichen Körper und trieb uns zu merkwürdigen Handlungen. Wie war das nun mit der Bierglasklauerei?
Nach dem Rauswurf aus der Feldberger Jugendherberge hatte unser verehrter Lehrer S.S. eine Ersatzjugendherberge in Friedenweiler (der Name passte ja prima!) gefunden. Und dort benahmen wir uns ja auch ziemlich anständig. Das meiste Taschengeld war ausgegeben (Nahrung, Alkohol und Zigaretten!) und die vielen Unternehmungen (ja, S.S. war schlau!) ermüdeten uns. Leider fingen einige Mitschüler an, sehr schöne (und bunte!) Biergläser zu "sammeln". Und diese Sammelleidenschaft erfasste plötzlich (fast?) alle Mitschüler. Die Biergläser wurden allerdings nicht von den Gastwirten käuflich erworben. Sie wurden ganz schlicht "erbeutet". Geschicklichkeit und "schnelle Füße" waren da gefragt. Nervenkitzel pur! In der Jugendherberge zeigt man stolz die schönen "Beutestücke"! Rolf L. und ich standen zu dieser Zeit (wir waren echte kleine Schisserchen!) noch mit leeren Händen da. Das sollte und musste sich in der nächsten Gastwirtschaft unbedingt ändern. Am nächsten Tag besuchten wir tatsächlich wieder eine Gaststätte. Rolf L.. und ich, wir bestellten uns je ein Bier. Ich bestellte mir ein Erdinger Weißbier (und dazu gab es auch ein herrliches Bierglas!). Rolfs Bierglas sah dagegen ziemlich mickrig aus. Was war das nur für ein Bier? Am Ende fragte mich Rolf noch, ob wir nicht die Biergläser austauschen könnten. Das taten wir dann auch. Meine Augen hatten nämlich einen ganz schlichten und handlichen Aschenbecher aus Glas erblickt. Gut zum Einstecken und gut für eine schnelle Flucht. Als die gesamte Klasse die Gaststätte verlassen hatte, da musste schnell die furchtbare Entscheidung getroffen werden. Ich war bisher ein ehrbarer Bürger gewesen und nun das! Schande über mein Haupt! Da bemerkte ich ganz zufällig, dass der liebe Rolf drei Deutsche Mark auf den Tisch legte. Und drei Deutsche Mark waren damals schon viel Geld (das kann unser Alex mit seiner Feldarbeit bestimmt bestätigen!). Das war die Lösung, der ehrliche Rolf wollte den Wirt nicht wirklich schädigen und bei einem missglückten Weglaufen stand man noch ziemlich gut da ("Was denn, ich habe das Glas doch bezahlt!"). Ich kramte also auch mein letztes Taschengeld zusammen und legte auch drei DM hin. Das musste für den Aschenbecher reichen. Blitzschnell standen wir (Schisserchen!) auf und rannten zur Tür. Verdammt! Unser Rolf war nicht der Schnellste! Hurtig hatte ich die Vierzigmeterstrecke zu unserem Bus bewältigt. Als ich den Bus erreichte schaute ich mich um. Was sah ich! Donnerwetter, der Rolf war auch schon da und sprang mit letzter Kraft in den Bus. In den Händen hielt er das Erdinger-Weißbier-Glas. Jetzt kam der Wirt mit flatternder Schürze aus seiner Wirtschaft gerannt und wollte die beiden Diebe fassen! Die gesamte Klasse schrie dem Busfahrer zu: "Abfahren, abfahren!" Gehorsam erfüllte der Busfahrer diesen Wunsch. Zur gleichen Zeit betrachtete Rolf L. mit glücklichen Augen die Beute und verstaute sie in seiner Tasche. Nicht richtig geklaut, aber zumindest unrechtmäßig erworben. Das ist ja auch schon was! Nach fast fünfzig Jahren wird diese Geschichte endlich richtig erzählt. Meinen "geraubten Aschenbecher" habe ich immer noch. Siehe unsere Internetseite! Haben die anderen Schüler ihre schönen Biergläser auch noch? Im Religions-Unterricht ("Thema: Mein und Dein!") habe ich die Geschichte dieser beiden Schüler (einer wurde Sparkassendirektor, der andere ein Pauker!) einige Male als abschreckendes Beispiel erzählt. "Kinder, die Klauerei bringt nichts! Bleibt ehrlich! Dann behaltet ihr auch ein gutes Gewissen und könnt ruhig schlafen! Und dann werdet ihr auch im Leben erfolgreich sein!"
Meine stressigsten Stunden erlebte ich in Klasse 10a, nachdem ich mit Hilfe eines von W. S. mitgebrachten Maulschlüssels (zu Reparaturzwecken?) die Verschraubung des Heizungsrohrs löste, woraufhin der Stutzen schon nach 1,5 Umdrehungen herausflog und sich dann eine Unmenge Wasser in der Klasse verbreitete. Klassenlehrer Hoppser erklärte der Klasse am nächsten Tag "den Krieg" und verlangte nach einem Geständnis des Übeltäters. Unter vier Augen in der Aula gelang es mir, Hoppser ein Märchen zu erzählen. Der einzige, der die Story nicht glauben wollte - weil er durchblickte - war unser Hausmeister Rauschelbach, genannt "der Kakaobulle Raschelbauch"
Ein Klassen"kamerad" hatte einem Mitschüler 20,- DM geklaut. Lehrer Thö nahm ihm seine RG3 weg und bat mich, die Gaspistole zu verkaufen - ich hatte einen respektablen Ruf als Waffenlieferant. Damals konnten wir mit einem Fahrtenmesser am Gürtel rumlaufen - ohne Aufsehen zu erregen. So konnte schließlich das Geld erwirtschaftet und rückerstattet werden.
Es muss so in der 6. oder 7. Klasse gewesen sein, da stand eine Gruppe in der Pause dort bei ein paar armstarken Birken, die am Rande des Schulhofes standen. Davor stand der gelbe Lloyd 600 unseres Klassenlehrers S. Da der Boden von der letzten Nacht her noch hauchdünn mit glasklarem Eis bedeckt war (wohl im Frühjahr, aber schon sonnig) kam einer auf die Idee, an dem Wagen hinten links zu schieben und siehe da, er ließ sich mit vereinten Kräften spielend um 90 Grad drehen. Und jetzt passte er genau zwischen zwei Birken vorn und hinten. Natürlich musste man die Pausenaufsicht im Auge behalten, aber das ging gut und alle waren wieder in der Klasse. Minuten später war das Eis weggetaut und ich denke, S. hatte ein echtes Problem, nach Hause zu fahren. s. Fotoalbum, Bild 0038-- Der relevante Typ (Klassenlehrerauto!). Anmerkung: Damals prägten einige Neidhammel den Spruch: "Wer den Tod nicht scheut, fährt Goggo oder Lloyd" oder "Leukoplastbomber". Bei dem gelben Lloyd 600 unseres Klassenlehrers S. S. handelte es sich meiner Erinnerung nach um einen gelben Lloyd Alexander TS (etwas besser als der Lloyd 600!) aus stabilem Blech angefertigt, ein schneller Viertakter. Damals war das Fahrzeug der Schrecken aller VW-Käfer-Fahrer. Auch der Lloyd 400 trug schon ein blechernes Kleid. Der berühmte Leukoplastbomber hatte nur 300ccm und war wie der 400er auch ein Zweitakter. Beulen konnte man bei der Kunststoffhülle von innen rausdrücken. Ich war nach 1961 ein begeisterter und fanatischer Lloydfahrer. Einen Lloyd 400er mit Stoffschiebedach bin ich als Lehrling gefahren. Mein Chef, der Dr. Schmidt, fuhr einen grauen VW-Käfer (Marke Zwischengas). Alle anderen 98 Firmenmitarbeiter fuhren Fahrrad. Später als Student der Betriebswirtschaft fuhr ich auch einen gelben Alexander TS. Bin damit zwischen Kassel und Göttingen viele erfolgreiche Rennen gefahren. Das erste Auto meines Vaters war übrigens ein Lloyd 300er. Mit diesem Leukoplastbomber habe ich (da war ich in der 10. Klasse!) mit meinem Vater heimlich im Wald meine ersten Fahrstunden absolviert; Zwischengas war dann nach kurzer Zeit kein Fremdwort mehr für mich. Auch unsere Familienfahrten mit dem Leukoplastbomber nach Holland werden mir unvergessen bleiben, habe da oft "Übergabe" leisten müssen.
Ich hatte ja zu dem Lehrer Thö immer ein sehr guten Verhältnis; eine Superohrfeige unter Männern verbindet schließlich irgendwie. Thö war geradeaus, kameradschaftlich und für die Schüler leicht berechenbar. Aber kein Lehrer für zart besaitete Memmen. Mein Vater hätte sich mit dem Thö gut verstanden. Solche Sprüche wie "Wo wir sind ist vorn!" oder "Tote und Verwundete werden nicht zurückgelassen" oder "Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant" hätten beide Männer sofort unterschrieben. In Biologie brachte mich dieser Lehrer sogar dazu, mich ernsthaft mit den Auskotzprodukten (Gewölle!) von irgendwelchen Eulen zu beschäftigen. Nicht zu fassen! Mit Abstand von Jahrzehnten kann ich nur sehr über mein früheres Hobby lachen. Aber damals war ich mit Begeisterung bei der Sache. Unser Dr. Wolfgang Schmidt kann mich da sicherlich verstehen. Ich war - so glaube ich heute - in der sechsten Klasse. Wieder einmal ging ich meiner zweiten Leidenschaft (der Prügelei) auf dem Schulhof nach. Die Fäuste flogen und der Kampf wogte hin und her. Von einer großen Schülerschar wurden die Kontrahenten lautstark angefeuert. Es sah gar nicht so schlecht für mich aus, einige Schläge hatte ich gut ins Ziel bringen können. Aber mein Gegner war ein zäher Hund. Plötzlich erwischte er mich unter dem linken Auge. Ich wollte es ihm sofort heimzahlen. Aber mein Gegner jammerte plötzlich: "Das wollte ich nicht! Das wollte ich nicht! Jetzt bekomme ich Ärger! Mein Vater verhaut mich, wenn ich nochmal im Klassenbuch stehe!" Was hatte der Junge nur? Was war denn nur los? Da riefen einige Zuschauer: "Hagen, dein linkes Auge ist aufgeplatzt! Man kann unter dein Auge gucken! Und wie das blutet!" Und dann merkte ich das auch. Mein Blut lief mir in den Kragen und tropfte an den Schuhen heraus. Ich stand schon in einer Blutlache! Einige Zuschauer reichten mir ihre Taschentücher. Herr Thö hatte Aufsicht und sicherlich das Geschehen aus der Ferne mitbekommen. Er drängte sich durch die Zuschauermassen und rief: "Was ist hier los? Wer hat das getan?" Mein Kontrahent war leichenblass und bekam kein Wort heraus, einige Tränen rollten aus seinen Augen. Ich rief: "Herr Thö, ich bin über diesen Stein gestolpert und gefallen!" Ich deutete dabei auf einen kleinen Kiesel, der auf dem Boden lag. "Hagen, das ist doch sehr unwahrscheinlich! Durch einen Sturz bekommt man doch nicht eine so große Verletzung!" Herr Thö wandte sich an die Menge. "Wer hat den Vorfall beobachtet?" Totenstille, die Menge antwortete nicht. "Ich bin gestürzt, ich bin gestürzt, ich bin gestürzt, ich bin gestürzt, Herr Thö!" "Schon ruhig, bleib ruhig! Wir werden dich jetzt sofort zum Arzt bringen!" Nach zwei Tagen kam es dann zum Ausfüllen des Unfallprotokolls. Thö fragte nochmals: "Jetzt ehrlich, Hagen! Wie ist das mit deiner Verletzung passiert?" Er sah mich dabei mit seinem Glasauge (er hatte ja nur eins!) durchdringend an. "Herr Thö, ich bin gestürzt, ich bin gestürzt, ich bin gestürzt!" "Bleib ruhig Hagen!" "So, so .. gestürzt!?" sagte der Lehrer Thö und schrieb das dann auch in das Unfallprotokoll. Seit dieser Zeit hatte ich den Eindruck, dass ich bei dem Lehrer Thö irgendwie "einen Stein im Brett hatte"! Das ist die Geschichte "Blut, Tränen und Thö". Als Lehrling bin ich dem Thö noch einmal begegnet. Abends bin ich in einen Mathekurs zur Vorbereitung auf die Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer gegangen. Der Lehrer dieses Kurses war der Herr Thö. Mit voller Kraft habe ich in diesem Kurs gearbeitet und den Musterschüler gemimt. Ich hatte große Angst vor einer Blamage. Thö war sehr zufrieden mit mir. Und bei der anschließenden Prüfung zahlte sich dann der intensive Einsatz in diesem Kurs auch aus.
Wer kennt nicht den wunderbaren Western mit Paul Newman in der Hauptrolle!? Dieser Western entstand im Jahre 1967. In diesem Film nannte man den guten Newman "Hombre"! Newman spielte in diesem Film eine Person, die bei den Indianern aufgewachsen war und unbeirrt ("wie ein richtiger Mann eben") seinen Weg bis zum Ende ging! Man kannte seinen Namen nicht! "Hombre" war ein wirklich treffender "Ersatzname" (Spitzname!) für diese Person!
Auch an unserer Mittelschule wurden damals "Spitznamen" verteilt. Da gab es den Töckel, den Leo, den Össek, den Otze, den Fiffi, den Zeck, den Alex (s. "Öseck und Alex"), den Schleicher, den alten Igel, den Holzauge, den Pilz, den Raschelbauch, den Hoppsa etc. Mir fallen im Augenblick nicht mehr alle Namen ein. Es gab viele Namen!
Die Kurzformen der Familiennamen auf -i rechne ich mal im Augenblick nicht zu den Spitznamen, weil sie m.E. keine echten Spitznamen sind. Ich denke da an Coppi, Schaubi etc.!
Einige Spitznamen waren ja nicht besonders schön! Aber das haben Spitznamen so an sich! Man kann sie sich nicht aussuchen. Auch die massive Ablehnung des Namens durch die "bezeichnete Person" bringt nicht viel. So ein "spöttischer Ersatzname" bleibt haften.
Warum? Eigenschaften, Leistungen und "Gebresten" (ich habe das Wort nicht vergessen, mein lieber Wolf-Rüdiger!) fließen oft in diese grandiosen "Wortschöpfungen" ein und entfalten dort ihre Wirkung.
Auffällige Personen werden oft mit "Spitznamen" belegt. Davon kann ich ein Lied singen.
Schon mit vier Jahren bekam ich von unserem Hausarzt den Namen "Fips" verpasst! Warum nur?
Mit sechs Jahren nannten mich die Bewohner der Schulstraße in Bad Lauterberg nur "Katzenkopf". Warum? Weil ich an sämtlichen Hauswänden dieser Straße (mit einem Stück Kreide) sehr viele "Katzenköpfe" gezeichnet hatte. Was gab das für einen Aufstand! Meine arme Mutter! Die sehr gut gelungenen Zeichnungen musste ich später eigenhändig (mit Schwamm und Wasser) beseitigen. Schade! Aber der Spitzname "Katzenkopf" blieb haften.
An der Volksschule in Weende war ich jeden Tag in Schlägereien auf dem Schulhof und auf dem Nachhauseweg verwickelt. Bald hatte ich den Spitznamen "Boxer" weg. Meine Schwester Hella, die mir oft bei solchen Situationen den Rücken gegen eine Übermacht freihielt, bekam dann den Namen "Boxerfrau" verpasst. Ach, insgesamt war das eine schöne Zeit, denn an Schlägereien kann man sich (leider!?) auch sehr gut gewöhnen! Und die Beteiligten wurden am Ende Freunde! Happy End!
An der Mittelschule bekam ich dann von einem sehr lieben Mitschüler namens "Hospez" (habe ich den Namen richtig geschrieben?) den Spitznamen "Otze" verpasst. Dieser Name gefiel mir überhaupt nicht. Und mindestens drei Schüler habe ich deswegen auch gleich "verprügelt"!
Dann nahm mich der liebe Lehrer Schlange beiseite und sagte mir: " Hör zu! Otze oder auch Atze" bedeutet doch im Raum Berlin so viel wie "Kumpel, älterer Bruder"! Du brauchst dich also nicht so aufzuregen! Der Lothar Rosenthal wird von der Klasse "Össek" genannt, und das heißt "Unser"! Und regt der sich auf?"
Na, ja! Ich habe in der gesamten Zeit nicht auf den Namen "Otze" (ein sehr blöder Spitzname! Spielt auch bei der Verunglimpfung von Frauen eine gewisse Rolle!) gehört! Aber der Name blieb!
Später habe ich dann von einem Vorfall im Fußball gelesen. Ein Trainer namens Rutemöller vom 1. FC. Köln sagte zu einem Spieler: "Mach et, Otze!" Seit dieser Zeit gilt dieser Satz als "Ermunterung zum Regelbruch"! Schlimm! Schlimm! Auch das noch! Oder? Alex hat da mehr Kenntnisse!
Bald wird man auch sagen: "Mach den Guttenberg!" Und an diesem Beispiel sehen wir deutlich, dass die deutsche Sprache ständig im Wandel ist. Und das ist gut so!
Nach der Mittelschulzeit lebte ich lange Zeit (eine unauffällige Zeit!) ohne Spitznamen. Als Lehrer ließ ich mir dann einen langen Bart wachsen. Der ging bis zum Gürtel! Im Bett konnte man sich da wirklich leicht verheddern! Verdammt! Verdammt! Konzentration war da angesagt.
Durch Zufall bekam ich dann kurze Zeit später das Gespräch einiger Schüler auf dem Schulhof mit: "Geh zu Ziege, der hilft dir!" (Bitte nicht auf die Grammatik achten!) Nach ein paar Minuten kam der betreffende Schüler mit einer Bitte zu mir! Und da wusste ich "Verdammt, jetzt habe ich einen neuen Spitznamen"! Aber "Ziege" ist ja auch nicht so schlimm! Oder?
Und außerdem sprach man mich mit dieser Bezeichnung auch nicht unmittelbar an. Ich war für die Schüler immer noch der "Herr Aurin"! Nur in den Schülergesprächen über mich, da war ich eben der "Ziege"! (Nicht auf die Grammatik achten!). Und das konnte ich auch sehr gut ertragen!
Lieber Alexander! Der Vorname Hans-Joachim (warum haben dich deine Eltern so genannt?) ist immer noch besser als der Vorname "Sepp-Dietrich! Oder? Und "Alex" (denke doch nur an die geschichtliche Person!) ist der passende Vorname für dich! Und "Össek" (auch dieser Name kam m.E. vom Schüler Hospez!) passt auch sehr gut zu unserem lieben Lothar!
Während meiner gesamten Schulzeit (ich war fast mein gesamtes Leben in irgendwelchen Schulen!) habe ich viele Spitznamen gehört! "Opfer, Asi, Hartzi, Türke, Kameltreiber, Deutscher, Hungerturm, Pfanni, Mausi (für einen Jungen!), Dicki, Fetti, Stinker, Adolf, Klappspaten, Klappstuhl etc." In diesen Fällen muss man als Lehrer einschreiten. Ich denke, hier wird die "Ehre" der Schüler angetastet. Solche "Spitznamen" (es waren langzeitige Spitznamen!) kann man an staatlichen Einrichtungen (wo eine Schulpflicht besteht!) auch nicht dulden!